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Traditions around the world #1 - Warum in Japan Regenschirme geklaut werden

Sonntag, 13. März 2016

Jedes Land hat Traditionen, die uns faszinieren, amüsieren und unseren Horizont erweitern. Wir teilen die schönsten und skurrilsten Bräuche in unserer "Traditions around the world"-Serie. Dieses Mal schauen wir uns Japan zur Regenzeit an.

Japan ist ein Land mit einer faszinierenden Kultur, das jedes Jahr tausende Touristen anzieht. Allerdings gibt es eine Zeit im Jahr, die ein außergewöhnliches Verhalten unter Japanern hervorrufen soll. Es handelt sich hierbei um die Regenzeit, die je nach Region etwas früher oder etwas später vorkommen kann. Allgemein gefasst dauert sie in etwa sechs Wochen an und findet ab Ende Mai und bis Ende Juli statt. Wie es bei dem Namen Regenzeit zu erwarten war, regnet es überdurchschnittlich viel. Zum Vergleich: Im Juni und Juli fällt in Tokyo so viel Regen, wie in Berlin das ganze Jahr über. Die Regenzeit wird von Japanern auch die fünfte Jahreszeit genannt und ist, verständlicherweise, sehr unbeliebt. Denn obwohl es, vor allem in Großstädten, immer mehr überdachte Straßen und Innenhöfe gibt, ist es jedes Jahr wieder sehr schwer, Wäsche zu trocknen, Lebensmittel vor dem Schimmeln zu bewahren, den Hausrat und nicht zuletzt sich selbst vor der anhaltenden Nässe zu schützen.

Schirme Flug-Verspaetet.de

Ein Schirm bietet davor natürlich den einfachsten Schutz. Doch mit Regenschirmen haben bereits viele Touristen und Auslandsstudenten schlechte Erfahrungen gemacht, die sie in empörten Erfahrungsberichten im Internet verarbeiten: Kaum hat man den Schirm in den dafür vorgesehenen Schirmständer gesteckt, ist er wenige Minuten darauf auch schon wieder weg. Tatsächlich heißt es, die Japaner seien notorische Schirm-Diebe. Dies verwundert Touristen immer wieder, da Japan doch oft als sicherstes Land der Welt bezeichnet wird und Japaner generell als höflich und zurückhaltend gelten!

Schirme werden als Allgemeingut angesehen

Japanische Verhaltensforscher, die zu diesem Thema befragt wurden, erklären dies so: In Japan werden Regenschirme nicht als Wertgegenstände betrachtet, sondern vielmehr als öffentliches Gut, das sich jeder nehmen kann. Wenn jemand keinen Schirm dabei hat und sich plötzlich in schüttendem Regen wiederfindet, nimmt sich nun mal den nächstbesten Schirm. Dabei komme ihm in keinem Fall in den Sinn, dass er damit die Gefühle des „Beklauten“ verletzen würde, da ihm selbst ja schon oft Schirme entwendet worden waren. Wer seinen Schirm in einen Schirmständer stellt, muss eben einfach wissen, dass er diesen damit der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Übrigens verwenden die meisten Japaner Schirme aus durchsichtigem Plastik, die kann man sowieso unmöglich auseinander halten.

Schutz gegen Schirmdiebe

Für diejenigen, die an ihrem eigenen Schirm hängen, gibt es aber ebenfalls eine Lösung: In fast jedem Geschäft oder öffentlichen Einrichtung steht ein Automat, in den man den Schirm stecken kann, und der diesen in eine Plastikfolie hüllt. So kann man den Regenschirm überall mit hin nehmen, ohne dass er tropft. Leider verschwendet man so auch ziemlich viel Plastik. Für die, die wirklich auf Nummer sicher gehen wollen, gibt es sogar Safes mit Codes für die Schirme. Diese werden allerdings meist nur von Touristen benutzt.

Als Tourist sollte man sich also keine Sorgen machen, wenn der Schirm plötzlich verschwunden ist. Außerdem hat die ganze Regenschirm-Geschichte auch ganz bald wieder ein Ende - spätestens ab August, wenn der schwüle und sehr heiße Sommer Einzug ins Land erhält. Und jetzt mal ehrlich, wie viele Regenschirme haben wir schon überall liegen lassen? Vielleicht trifft die Einstellung der Japaner, Regenschirme als Gemeingut anzusehen, die Natur des Objektes doch viel besser, als unser europäisches Streben nach Besitz?

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